"...und konnten es einfach nicht fassen!"
Abendprogramme
Eine literarische Spurensuche in finsteren Zeiten.
Mit Erich Kästner, Ida Kästner, Klaus Mann und Erika Mann
Zwei junge Literaten, Klaus Mann und Erich Kästner eilen von Erfolg zu Erfolg. Nichts scheint sie aufhalten zu können und sie haben noch große Pläne. Doch dann wird das Jahr 1933 mit der Wahl Adolf Hitlers zum Reichskanzler ein existenzieller Wendepunkt, der zu neuen, unvorhergesehenen Entscheidungen zwingt.
Für Klaus Mann und und seine Schwester, die Schauspielerin und Kabarettistin Erika Mann steht fest: „Die Luft im Dritten Reich ist für gewisse Lungen nicht zu atmen. In der Heimat droht Erstickungstod!“ Sie emigrieren und versuchen mit Büchern, Vorträgen, Rundfunkaufrufen und dem Kabarett 'Pfeffermühle' Einfluss zu nehmen und aufzuklären, nehmen die amerikanische bzw. britische Staatsbürgerschaft an und arbeiten dort für die Army.
Erich Kästner und seine Mutter Ida Kästner bleiben die gesamten 12 Jahre bis zum Kriegsende in Deutschland. Erich will als Schriftsteller Zeitzeuge sein. Obwohl er bei der Bücherverbrennung in Berlin zusehen muss, wie seine Bücher dem Feuer übergeben werden, sieht er es als seine Berufspflicht an, Augenzeuge zu bleiben und eines Tages schriftlich Zeugnis abzulegen. Andernfalls würde er sich später den Vorwurf der Feigheit machen.
Erich Kästner und Klaus Mann verdammen beide den Faschismus und gehen dennoch komplett verschiedene Wege. Sie kämpfen und resignieren, sie lachen und weinen, sie schreiben und schweigen und können es einfach nicht fassen.
Ich stelle mir oft die Frage, wie ich mich in so einem Ernstfall verhalten hätte. Wie groß wäre mein Mut gewesen und welche Optionen hätte ich gewählt? Bleiben oder Gehen? Kämpfen oder Schweigen?
Und weil es in der aktuellen gesellschaftlichen und politischen Lage plötzlich wieder vorstellbar erscheint, dass ich mich eines Tages fragen muss, wie mutig ich heute wäre, bin ich froh, dass mir Erich Kästner, Ida Kästner, Klaus Mann und Erika Mann in der Literatur das Gespräch anbieten, mir ihre Haltungen und Erfahrungen, ihre Ängste, Wünsche und Hoffnungen offen legen und mich begleiten, einer Antwort auf meine Frage näherzukommen.
Die Mittel des Figurenspiels erlauben mir, dieses ernste Thema mit sinnlichen Bildern, spielerischer Leichtigkeit und überraschenden Ideen zu behandeln. Für feinen Humor sorgen die Texte von Erich Kästner und die Szenen der leidenschaftlichen Schauspielerin und Kabarettistin Erika Mann. Eindrucksvolle Tischfiguren und Objekte, geschickt ausgewählte Musik und Soundcollagen garantieren für Abwechslung und Spannung und bringen uns diese so unterschiedlichen Menschen nahe.
-------------------------------------------------------------
Regie: Katharina Speckmann
Figurenbau: Maud Schröerlücke.
Konzept: Ralf Kiekhöfer und Katharina Speckmann
Spiel: Ralf Kiekhöfer
Auf- und Abbauzeit: je 120 Minuten
Spieldauer: 70 Minuten ohne Pause
gefördert durch:
<
>